Der Vorstand der Aidshilfe NRW
Gemeinsam sind wir stark!
Der Vorstand der Aidshilfe NRW besteht aktuell aus fünf Personen. Im Rahmen der Mitgliederversammlung am 26. Oktober 2024 wählten die Delegierten den Landesvorstand. Einstimmig wurden Arne Kayser, Pierre Mayamba, Maik Schütz und Willehad Rensmann als Vorstandsmitglieder bestätigt. Auch die neu gewählte Birgit Körbel erhielt höchste Zustimmung. Verabschiedet wurde Johanna Verhoven, die nach acht Jahren Vorstandsarbeit nicht mehr kandidierte. Ihr dankten Vorstandsmitglieder und Delegierte für ihr langes und erfolgreiches Engagement.
Der Vorstand ist als Leitungsgremium für alle Angelegenheiten des Landesverbandes zuständig, soweit diese nicht durch die Satzung einem anderen Vereinsorgan zugewiesen sind. Er wählt aus seinen Reihen den Landesvorsitzenden bzw. die Landesvorsitzende und die Stellvertretung. Zur Führung der laufenden Geschäfte hat der Vorstand satzungsgemäß den Landesgeschäftsführer Patrik Maas und den stellvertretenden Geschäftsführer Dr. Guido Schlimbach berufen.
Es wird angestrebt, dass die Zusammensetzung des Vorstandes die Vielfalt der Mitgliedsstrukturen widerspiegelt. Die Vorstandsmitglieder werden als Personen gewählt und handeln in eigener Entscheidung. Zu den Aufgaben des Vorstandes zählen, in Absprache mit dem Landesgeschäftsführer, unter anderem die Steuerung der verbandlichen Arbeit, die Vertretung der Aidshilfe in der Öffentlichkeit und Politik, die Festlegung der Arbeitsschwerpunkte der Landesgeschäftsstelle, die Kontaktpflege zu den Mitgliedsorganisationen sowie die Aufnahme und der Ausschluss von Mitgliedern. Der Vorstand trägt als Vereinsgremium Verantwortung und entscheidet gemeinsam.

Im November 2010 bin ich von der Mitgliederversammlung der Aidshilfe NRW erstmals in den Vorstand gewählt worden. Ich bin 1973 geboren und seit November 2003 hauptamtlicher Mitarbeiter der Aidshilfe Bochum. Inzwischen habe ich dort die Funktion der Geschäftsführung inne. Ich bin gelernter Jugend- und Heimerzieher, studierter Sozialarbeiter und Bildungsmanager sowie lösungsfokussierter Berater, Coach und Organisationsentwickler.
An einer starken Einbindung von Menschen mit HIV und Ehrenamtlichkeit trotz hauptamtlicher Absicherung der Arbeit wird auch in Zukunft nicht zu rütteln sein. Sexuelle Gesundheit, Armut und Versorgung erscheinen mir als zukunftsträchtige Themen, ohne dass sich die Herausforderung der Metapher "Aids" und der daraus abgeleitete Antidiskriminierungsanspruch allzu schnell verflüchtigen wird. Aidshilfen werden Aidshilfen bleiben müssen. So ist die Akzeptanz von Menschen mit HIV ein Grundwert, der alle Arbeitsbereiche der Aidshilfe prägen muss. Mich spornt es daher an, dafür zu kämpfen, dass eine HIV-Infektion über die gesundheitlichen Folgen keine sozialen Folgen haben darf.
Eine weitere wichtige Aufgabe als Mitglied eines fünfköpfigen Vorstandes sehe zudem in der Sicherung der Zukunftsfähigkeit unseres Landesverbandes und seiner Mitgliedsorganisationen. Begrenzter werdende Mittel im öffentlichen Haushalt werden für uns in den kommenden Jahren weiterhin einen großen Einsatz fordern. Hier müssen kreative, kluge, neue konzeptionelle Entwürfe und Kooperationsformen entwickelt werden. So werden sich Aidshilfen an gewissen Stellen weiterentwickeln müssen ohne die Strukturelle Prävention als ihr traditionelles Kerngeschäft zu vernachlässigen. Wir müssen weiterhin auf unsere Qualitätsmerkmale beharren, die uns ausmachen und als "sozialer Dienstleister" von anderen Einrichtung maßgeblich unterscheiden.
Insbesondere als Landesvorsitzender fordere ich von der Politik permanent ein inhaltliches Bekenntnis zu Aidshilfen in Form einer finanziellen Absicherung unserer Arbeit im ganzen Land ein.

Ich wurde 1964 in Kevelaer geboren, bin verheiratet und habe zwei Erwachsene Kinder, die 1985 und 1991 geboren sind. Seit 1985 weiß ich von meiner HIV-Infektion. Seit über 30 Jahren bin ich Wahlkölnerin. Ich habe hier in Köln Sozialpädagogik studiert. Meine Diplomarbeit schrieb ich 1995 zu dem Thema " Die HIV-Infektion bei Frauen unter der besonderen Berücksichtigung von Schwangerschaft und HIV".
Bereits seit 1995 arbeite ich hauptamtlich im Frauen- und Familienzentrum der Aidshilfe Köln. In der Funktion bin ich seit 1996 in der LAG Frauen und HIV/Aids in NRW und war mit Annette Kaiser die erste Sprecherin der LAG. 2009 habe ich XXellle PLUS gegründet und bin eine der Sprecherinnen. Seit 2023 bin ich ordentliches Mitglied in der Landeskommission AIDS.
Diskriminierung (gerade im Gesundheitswesen) sind trotz aller medizinischen Fortschritte) geblieben. Frauen sind häufiger unter den Spätdiagnosen, viele erfahren in der Schwangerschaft von ihrer HIV-Infektion, je dunkler ihre Hautfarbe, desto mehr ist sie Diskriminierung ausgesetzt. Nach wie vor wird Frauen abgesprochen, dass sie selbstbestimmte Entscheidungen treffen können. Sei es bei der Entscheidung ein Kind zu kriegen, wie es auf die Welt kommen soll, ob es gestillt werden kann oder ob das Neugeborene die Neo-PEP bekommen muss. Wir müssen Frauen empowern, so dass sie eine informierte und selbstbestimmt Entscheidung treffen können. Wir müssen wieder mehr in die Ausbildungsberufe: Hebammenstudierende, Gynäkolog*innen, Pädiater*innen, Geburtskliniken.
Ein weiterer Bereich, der mir persönlich am Herzen liegt, ist das Thema „Älter werden mit HIV“ und die daraus folgenden Herausforderungen. Schon jetzt ist ein Großteil der Menschen mit HIV in Deutschland über 50 Jahre. Wir müssen uns u.a. wieder um die Pflege von Menschen mit HIV kümmern. Was braucht es hier? Kann Aidshilfe das (noch)? Wie können Kooperationen aussehen? Welche Vernetzung ist notwendig?
Ich möchte mit meinen Themen, Erfahrungen und Wissen den Verband aktiv als Vorständin begleiten. Ich möchte bei meinen Anliegen nicht locker lassen, denn HIV war politisch, ist politisch und muss politisch bleiben.

Ich komme ursprünglich aus der Demokratischen Republik Kongo und lebe seit über 30 Jahren in Mülheim an der Ruhr. Seit mehr als 20 Jahren bin ich im Bereich Flucht und Migration tätig und engagiere mich für Geflüchtete, insbesondere für Migrant*innen aus Subsahara Afrika (MiSSA).
Seit 2011 bin ich als Sozialarbeiter bei der Aidshilfe Essen tätig. Zu meinem Schwerpunktaufgaben gehören die Beratung von Migrant*innen, HIV-Prävention, die Projektentwicklung und -begleitung sowie Vernetzung im Bereich MiSSA NRW. Hierzu zählen insbesondere das Familien- und Migrationsprojekt Nekabene für HIV-Positive Männer, Frauen und Kinder sowie deren Familien, besonders aus Subsahara-Afrika, die MiSSA-KABP Studie des Robert Koch Instituts (RKI) im Rhein-Ruhr-Gebiet sowie die Koordination des Netzwerks MiSSA NRW. Zudem bringe als Mitglied der Landeskommission AIDS dort meine fachliche Expertise ein und nutze diese Möglichkeit, die Standpunkte und Forderungen des Landesverbands und von MiSSA NRW dort zu vertreten.

Mich beschäftigt aktuell sehr, wie unsere Gesellschaft immer weiter „auseinanderdriftet“, verstärkt durch Corona- und Ukraine-Krise. Öffentliche Haushalte werden massiv unter Druck geraten, vor allem aber wird es für viele Menschen immer schwieriger, ein selbstbestimmtes Leben in Würde zu führen. Schon jetzt spüren wir und viele der Menschen, für die Aidshilfe einsteht, kulturell und gesellschaftspolitisch einen „Roll Back“, zugleich fallen Menschen zunehmend aus sozialen oder gesundheitlichen Netzen. Ich bin überzeugt, dass wir in dieser Situation umso mehr starke Aidshilfen brauchen, die noch vehementer gegen Diskriminierung und für Lebensstilakzeptanz, gesundheitliche Chancengleichheit und überhaupt ein Leben in Würde für jede:n und unabhängig von Lebensentwürfen einstehen.
Gerade jetzt dürfen wir nicht nachlassen, uns parteilich und unbequem einzumischen, müssen wir Empowerment weiterentwickeln, mutig neue Ideen ausprobieren und unsere Vielfältigkeit nutzen, um uns gegenseitig zu befruchten. Es bedeutet aber auch, noch stärker für eine angemessene finanzielle Ausstattung zu kämpfen.
Natürlich gibt es viele weitere „Baustellen“: mangelhafte Versorgungsstrukturen auf dem Land, fehlende Zugänge zu Gesundheit für Menschen mit Migrationsgeschichte, die Entstigmatisierung von Menschen in der Sexarbeit oder mit HIV oder die Umsetzung einer rationalen Drogenpolitik. Auch strukturell mehren sich die Herausforderungen, etwa angesichts eines sich verschärfenden Fachkräftemangels.
Seit über 20 Jahren ist die Dortmunder Aidshilfe meine berufliche Heimat, seit über 15 Jahren bin ich dort als Geschäftsführer tätig. Unsere Geschichte ist wie vielerorts von unzähligen Krisen geprägt, und dennoch haben wir uns zu einem finanziell soliden, fachlich anerkannten Verein mit inzwischen über 60 festen Mitarbeiter*innen und einem breiten, differenzierten und an den Bedürfnissen unserer Zielgruppen orientierten Leistungsangebot entwickelt. Und was es für mich in Abgrenzung zu vielen anderen „traditionellen“ Trägern und Verbänden so einzigartig und wertvoll macht: Nach wie vor ist die Selbsthilfe für uns ein zentraler Eckpfeiler, sind Partizipation und Empowerment wesentliche Prinzipien.

Ich bin 1971 geboren und war vor meiner Verrentung im Jahre 2010 zuletzt im Controlling einer Bank beschäftigt. Aus meiner eigenen langjährigen Erfahrung als HIV-positiver Mensch weiß ich, dass es uns dank der mittlerweile ziemlich gut verträglichen Therapien möglich ist, sehr lange nahezu unbeschwert leben und arbeiten zu können. Dies bedingt aber einen Zugang zu Testangeboten und den Therapien sowie eine diskriminierungsfreie Gesellschaft.
Die Realität ist jedoch: Menschen mit HIV erleben noch immer in großen Teilen unserer Gesellschaft eine unerträgliche Stigmatisierung und Ausgrenzung in der Medizin, der Arbeitswelt und im sozialen Umfeld.
Trotz der guten medizinischen Versorgung in Deutschland ist die Anzahl derer, die erst in einem fortgeschrittenen Stadium der HIV-Infektion diagnostiziert werden, erschreckend hoch. Hier heißt es, Stigmatisierungen der Gesellschaft abzubauen und das medizinische System noch mehr zu sensibilisieren, sodass die freiwillige Testbereitschaft und ggf. ein frühzeitiger Zugang zu den Therapiemöglichkeiten ermöglicht wird.
Es ist unerlässlich darauf hinzuweisen, das HIV-Positive unter wirksamer Therapie kein HIV-Übertragungsrisiko mehr bieten. (nicht messbar = nicht übertragbar)
Die Aidshilfe NRW muss aufgrund der ständigen medizinischen, ethnologischen als auch demografischen Entwicklungen immer wieder neue Antworten für sich und ihre Mitgliedsorganisationen herausarbeiten. Daher freue ich mich in dieser Wahlperiode folgende Schwerpunktthemen zu vertreten: "Leben mit HIV", "Senioren", "Finanzen" und "Fundraising" sowie das Themenfeld "Sexarbeit".
