Es ist uns nicht egal: Wir müssen uns das leisten können!
Aidshilfe NRW bekräftigt ihre finanziellen Forderungen an das Land Ehrenamtspreis „merk|würdig“ für Christian Hillen und Joél und Merét Brandt
Düsseldorf, 25.04.2023: „Es ist uns nicht egal, wenn queere Menschen am Rande des CSDs angegriffen werden. Wenn Drogen gebrauchende Menschen aus unseren Städten gedrängt werden und unter schlimmsten hygienischen Bedingungen konsumieren und aufgrund mangelnder Hilfe elend verrecken müssen. Es ist uns nicht egal, wenn Menschen mit HIV in ärztlichen Praxen abgewiesen oder wegen aufwendiger Hygienemaßnahmen auf Randtermine geschoben werden. Wenn Krankenhauspersonal Patient*innen-Akten immer noch mit HIV markiert. Es ist uns nicht egal, wenn HIV-positive Schwangere zur Abtreibung oder bei der Geburt zum Kaiserschnitt gedrängt werden. Es ist uns nicht egal, wenn Sexarbeiter*innen in prekären Verhältnissen leben müssen. Wenn Migrant*innen keinen Zugang zu umfassender gesundheitlicher Versorgung erhalten. Es ist uns nicht egal, wenn Menschen mit HIV in Deutschland nicht Zahnmedizin studieren können.“ Mit diesen klaren Worten wandte sich Landesvorsitzender Arne Kayser an die Gäste des Jahresempfangs der Aidshilfe NRW.
„Wir müssen uns das leisten können, im Interesse der Menschen zu arbeiten, die sonst niemand erreicht, die den Kontakt zu uns suchen und denen wir zur Verfügung stehen“, so Kayser. „Daher ist es uns auch nicht egal, ob die Struktur der Aidshilfen und die Angebote anderer freier Träger in Nordrhein-Westfalen in ihrer Gesamtheit überleben wird oder nicht! Das Land muss es sich leisten, die Aidshilfearbeit angemessen und zeitgemäß zu finanzieren, damit die vielfältigen Angebote für unsere Zielgruppen auch weiterhin aufrechterhalten werden können.“
Über die Vielfalt der Aidshilfearbeit in allen Regionen von NRW berichteten in einer Talkrunde Daniela Flötgen (Aidshilfe Essen), Peter Struck (Aidshilfe Bielefeld) und Christoph Weber (Aidshilfe Wuppertal). Dabei wurden die Kooperationen mit dem Gesundheitsministerium, dem Öffentlichen Gesundheitsdienst und anderen Verbänden herausgestellt, was auch Melany Richter (MAGS NRW), Laura Boldorini (Gesundheitsamt Essen) und Holger Erb (pro familia NRW) mit Erfahrungsberichten bestätigten. Aidshilfe sei weiterhin notwendig und leiste eine Vielfalt an Aufgaben, die man immer wieder darstellen müsse. Vor allem Erb unterstützte die Aidshilfekolleg*innen in ihren finanziellen Forderungen, die alle freien Träger betreffe. Wenn das Land die Mittel nicht kontinuierlich aufstocke, wisse er nicht, wie die notwendige Arbeit zukünftig organisiert werden solle.
Standing Ovations erhielten die Preisträger*innen des Ehrenamtspreises der Aidshilfe NRW „merk|würdig“. Der Landesvorstand ehrte mit Joél und Merét Brandt, die sich schon als Jugendliche ehrenamtlich für die Aidshilfe Westmünsterland in Ahaus eingesetzt haben und dieses Engagement kontinuierlich fortsetzen. Mit Christian Hillen wurde ein Urgestein der Positiven-Selbsthilfe ausgezeichnet, der nach wie vor als Sprecher von POSITHIV HANDELN NRW vor und hinter den Kulissen für die Interessen der Menschen mit HIV eintritt.
