Gesundheit von queeren Personen stark bedroht
Mehr als 50.000 Männer, die Sex mit Männern haben und 2.658 trans Menschen aus 50 europäischen Ländern wurden 2024 beim European MSM Internet Survey (EMIS) befragt. Sie gaben Auskunft zu ihrer Sexualität, Gesundheit und Wohlbefinden, zu ihrem Umgang mit HIV und Geschlechtskrankheiten, zu Substanzkonsum. Es ist die größte Studie dieser Art. Nun werden in einem Community-Report erste Ergebnisse veröffentlicht.
Es zeigt sich, dass Schwule, bisexuelle und andere Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), sowie trans und nicht-binäre Menschen stark von psychischen Belastungen betroffen sind. Das macht deutlich, dass queere Communitys in Europa dringend stärkere Unterstützung in den Bereichen psychische Gesundheit und Substanzgebrauch im sexuellen Kontext benötigen. Stigmatisierung, Diskriminierung und Gewalt bleiben zentrale Ursachen für Belastungen.
Laut Deutscher Aidshilfe belegen die Umfrageergebnisse erneut, wie Diskriminierung und Stigmatisierung die Gesundheit gefährden können. Die Daten sollten genutzt werden, um zielgenaue, niedrigschwellige und diskriminierungssensible Gesundheitsangebote zu entwickeln und dafür Ressourcen bereitzustellen.
In den meisten westeuropäischen Ländern gaben 5 bis 10 Prozent und in osteuropäischen Ländern 10 bis 25 Prozent an, sich in den letzten zwei Wochen ängstlich, niedergeschlagen oder hoffnungslos gefühlt zu haben. Trauriger Rekord aus der Ukraine: Durch Krieg und politische Instabilität berichten rund die Hälfte aller dort Befragten von erheblichen Depressionen oder Angstzuständen.
Europaweit lagen bei trans und nicht-binären Menschen die Werte für Depressionen und Angstzustände im Schnitt mit rund 25 Prozent signifikant höher als bei cisgeschlechtlichen Befragten mit rund 10 Prozent. Viele trans und nicht-binäre Teilnehmer*innen gaben an, im Vergleich zu cis Personen noch stärker Stressfaktoren wie Stigmatisierung, Diskriminierung und Gewalt ausgesetzt zu sein.
Die Studie gibt auch Aufschluss über die Verbreitung von Chemsex. Die höchsten Raten meldeten Teilnehmende aus den Niederlanden und Spanien (je 12 %) sowie Belgien (10 %). In Deutschland berichteten fünf Prozent der Befragten von Chemsex in den letzten vier Wochen, in Österreich, Luxemburg und der Schweiz je sechs Prozent. Besonders häufig tritt Chemsex bei HIV-positiven Menschen (15 %) und PrEP-Nutzenden (12 %) auf.
Die Durchschnittswerte weichen in größeren Städten deutlich nach oben ab. Gerade hier braucht es vermehrter Hilfsangebote insbesondere für diejenigen, deren Konsum suchtartigen Charakter angenommen hat. Eine komplexe Herausforderung, die grundsätzlich auch eine Vernetzung innerhalb der regionalen Versorgungsketten erfordert.
EMIS 2024 wurde in 35 Sprachen durchgeführt und von Organisationen aus 42 Ländern unterstützt, koordiniert durch die Deutsche Aidshilfe, die Universität Maastricht sowie das Robert Koch-Institut. Mehr Informationen und Länderberichte findest du unter emis2024.eu

