HIV und Aids in der Arbeitswelt

Jeder Beruf kann auch mit einer HIV-Infektion ausgeübt werden!
Heute leben Menschen mit HIV jeden Alters unter uns. Sie können jeden Beruf ausüben und die meisten von ihnen arbeiten in normalen Beschäftigungsverhältnissen in den unterschiedlichsten Bereichen. Und das nicht ohne Grund: HIV-positive Beschäftigte können HIV im Arbeitsalltag nicht übertragen. Sie sind bei angemessener medizinischer Behandlung körperlich und geistig belastbar und genauso wertvoll für Unternehmen wie alle anderen Beschäftigten. Hinzu kommt, dass es Ausdruck einer guten und offenen Unternehmenskultur ist, sich mit dem Thema HIV auseinanderzusetzen. Denn dies kommt nicht nur dem Arbeitsalltag von Menschen mit HIV zugute, sondern führt in der Regel auch zu einem besseren Betriebsklima, von dem alle Mitarbeitenden profitieren.
Betriebe, die auch Menschen mit HIV aktiv integrieren, werden diesen Vorgang als positiven Prozess erleben. Über die Bereitstellung von Informationen zu HIV für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden Verunsicherungen, Ängste und Vorurteile gegenüber Menschen mit HIV abgebaut. Gleichzeitig können Missverständnisse und potenzielle Konflikte im Betrieb bereits im Ansatz vermieden werden.
Darüber hinaus können Arbeitgeber*innen mit dazu beitragen, dass HIV-positive Mitarbeitende über ihre Rechte umfassend informiert werden. Mit solchen Aufklärungs- und Unterstützungsmaßnahmen vermitteln sie zugleich Offenheit und Aufgeschlossenheit für die Belange dieser Menschen.
Diese Maßnahmen lassen sich oftmals umso erfolgreicher umsetzen, je mehr zusätzliche Bündnispartner*innen gewonnen werden können. Überlegen Sie, welche Möglichkeiten der Unterstützung bestehen, zum Beispiel über die Durchführung von Beratungen oder Fortbildungen zum Thema HIV. Dies kann auch in Zusammenarbeit mit anderen Betrieben, Einrichtungen des Gesundheitswesens, Arbeitsagenturen, Berufsgenossenschaften, Gewerkschaften, Kranken- und Rentenversicherungen oder weiteren Organisationen geschehen.
Empfehlung der Landeskommission AIDS zum Umgang mit Menschen mit HIV/AIDS in der Arbeitswelt
Die meisten HIV-positiven Menschen sind im arbeitsfähigen Alter. In der Regel können sie selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen. Der medizinische Fortschritt hat dazu geführt, dass Menschen mit HIV eine annähernd gleiche Lebenserwartung haben wie HIV-Negative. Ein positiver HIV-test sagt nichts über die Arbeitsfähigkeit und Belastbarkeit aus. HIV-positive Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind bei angemessener medizinischer Versorgung genauso leistungsfähig wie andere Beschäftigte.
Menschen mit HIV, die sich für eine medikamentöse Behandlung entscheiden, müssen ihre HIV-Medikamente, die auch Nebenwirkungen haben, vermutlich ein Leben lang einnehmen. Dies ist jedoch nicht anders als bei anderen chronisch kranken Menschen. Die Behandlung trägt mit dazu bei, die körperliche und geistige Belastbarkeit zu erhalten und krankheitsbedingte Ausfälle zu vermeiden.
Im beruflichen Alltag sind grundsätzlich keine besonderen Einschränkungen für Menschen mit HIV erforderlich.
HIV ist die Abkürzung für „Humanes Immundefizienz-Virus“ oder übersetzt: „Menschliches Abwehrschwäche-Virus“. HIV schädigt die körpereigenen Abwehrkräfte, also das Immunsystem. Im Vergleich zu anderen Krankheitserregern wie zum Beispiel Grippeviren ist es aber nur schwer übertragbar. Infektiös können Blut, Sperma, Scheidenflüssigkeit und der Flüssigkeitsfilm auf der Schleimhaut des Enddarms sein. HIV-belastete Flüssigkeiten müssen in die Blutbahn einer anderen Person gelangen. Dies kann nur über Verletzungen bzw. offene Wunden geschehen oder bei intensivem Schleimhautkontakt durch ungeschützten Geschlechtsverkehr. Eine Ansteckungsgefahr im Berufsalltag besteht somit nicht.
Du musst dir im Umgang mit HIV-positiven Kolleg*innen oder Kund*innen also keine Sorgen machen. Durch normale soziale Kontakte, wie zum Beispiel Händeschütteln oder Umarmungen, und auch durch Husten oder Niesen kann HIV nicht übertragen werden. Ebenso wenig ist der Kontakt zu Speichel, Tränenflüssigkeit oder Schweiß sowie Urin und Kot infektiös. Sanitäranlagen und Geschirr oder Besteck können bedenkenlos gemeinsam genutzt werden.
Allgemein gilt: Wer im Berufsalltag die allgemein üblichen Arbeitsschutz- und Hygienemaßnahmen beachtet, kann sich und andere nicht anstecken. Dies gilt auch für Personen in Gesundheitsberufen. Beim alltäglichen Umgang von Pflegekräften, Ärzt*innen mit ihren Patient*innen besteht kein Infektionsrisiko (auch nicht bei zahnärztlichen Behandlungen). Dies gilt auch für Personen, die in erzieherischen Berufen oder der Gastronomie arbeiten. So besteht zum Beispiel bei sachgerechtem Umgang keine Infektionsgefahr, wenn eine HIV-positive Erzieherin ein Kind mit Nasenbluten versorgt oder sich ein HIV-positiver Koch in der Küche in den Finger schneidet. Auch in Handwerksberufen mit einem Verletzungsrisiko wie zum Beispiel im Friseur-, Bäckerei- oder Metzgereihandwerk bestehen keine Übertragungsrisiken, weder durch Personen noch durch Arbeitsgeräte.
Die Umfrage „positive stimmen“ der Deutschen Aidshilfe hat ergeben, dass die meisten HIV-positiven Menschen es vermeiden, mit ihrer Infektion offen umzugehen, gerade auch im Berufsalltag. Für ihr Schweigen sind insbesondere Ängste vor Diskriminierung, einem Karriereknick oder dem Jobverlust entscheidend. Die überwiegende Anzahl der Befragten, die im Jahr zuvor ihren Job verloren hatten, führten dies auf ihre HIV-Infektion zurück. Ihrer Erfahrung nach war die Ursache für den Arbeitsplatzverlust nicht ihr Gesundheitszustand, sondern diskriminierendes Verhalten. Diskriminierungen gegenüber Menschen mit HIV entstehen, nicht selten auch unbeabsichtigt, vor allem, wenn sich die Reaktionen von Beschäftigten, Vorgesetzten und Kundschaft wechselseitig verstärken. Sei es, dass hinter dem Rücken geredet und ihnen ausgewichen wird, dass sie nur noch für bestimmte Aufgaben und Tätigkeiten eingesetzt oder dass sie sogar beleidigt und offen ausgegrenzt werden: Bevor sich solche Verhaltensweisen verselbstständigen, sollte man den Mut haben, aufkeimende Sorgen und Ängste anzusprechen und durch klärende Gespräche abzubauen.
Menschen, die ein positives HIV- Testergebnis erhalten, geraten häufig in eine Krise. Nicht nur das Ergebnis der Untersuchung muss verarbeitet werden, sondern auch die Veränderungen, die durch die neue Lebenssituation ausgelöst werden. Die Ansteckung mit HIV, aber auch Sorgen und Ängste sowie mangelndes Verständnis und fehlender Rückhalt stellen für viele Menschen mit HIV eine vielfältige psychische Belastung dar. In dieser Situation fürchten viele auch um ihre existenzsichernde Arbeit. Dies kann dazu führen, dass sich die Betroffenen zunehmend isolieren und dadurch zusätzlich in eine schwere psychische Belastungssituation geraten.
Viele Verhaltensweisen von HIV-positiven Menschen in der Arbeitswelt sind durch Ängste geprägt: Dies kann auch zu Überreaktionen führen, wenn es beispielsweise während der Arbeit zu Verletzungen kommt und dem Verdacht vorgebeugt werden soll, andere gefährdet zu haben, obwohl eine solche Gefahr gar nicht besteht.
Einige Menschen mit HIV steigern aus Angst auch ihr Arbeitspensum. Damit wollen sie sich selbst, aber auch den Vorgesetzten und Mitarbeitenden beweisen, beruflich voll leistungsfähig zu sein. Andere sind einfach nur „gelähmt vor Angst“: Ihre Befürchtung, abgelehnt oder benachteiligt zu werden und keine Zukunft zu haben, kann dazu führen, dass ihre Arbeitsfähigkeit erheblich in Mitleidenschaft gezogen wird.
Wie HIV-positive Menschen mit ihrer Infektion umgehen, ist häufig also nur eine Reaktion darauf, wie Sie als Arbeitgeber*in, als Kolleg*in, als Kund*in oder als Dienstleister*in mit ihnen umgehen. Unternehmen, in denen ein offener Umgang gelebt und dem thema HIV mit Gelassenheit und Offenheit begegnet wird, erreichen häufig ein vertrauensvolles und angstfreies Miteinander im Betrieb und verringern so das Risiko für Stress bei der Arbeit und innerbetriebliche Konflikte.
Arbeitgeber*innen können Menschen mit HIV aber auch gezielt fördern, zum Beispiel durch Fortbildungen. Damit geben sie zu verstehen, dass sie auf die persönliche Qualifikation und auf eine zukünftige Mitarbeit der Betroffenen im Unternehmen setzen, und kommunizieren dies auch nach außen in die Belegschaft.
Arbeitgeber*innen haben ihren Beschäftigten gegenüber eine Fürsorgepflicht. Sie sollen sicherstellen, dass alle Mitarbeitenden gleich behandelt und ihre Rechte nicht verletzt werden. Hierzu gehört auch der Schutz der Persönlichkeit und Gesundheit jeder einzelnen Person im Betrieb. Dies gilt selbstverständlich auch für HIV-positive Beschäftigte.
Unternehmensführungen und Belegschaften, die gut über HIV informiert sind, können zu HIV-positiven Beschäftigten in der Regel ein unbelastetes Verhältnis aufbauen. Auf diese Weise werden Benachteiligung, Diskriminierung oder Mobbing gegenüber HIV-positiven Kolleg*innen vorgebeugt. Näheres Wissen über HIV hilft Arbeitgeber*innen auch, mögliche negative Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und ihnen wirksam entgegenzutreten. In ihrer Vorbildfunktion können sie Akzeptanz und Respekt vorleben und einfordern. So schaffen sie im Betrieb ein offenes Klima, das nicht nur für eine gute Kollegialität sorgt, sondern auch das Erreichen der Unternehmensziele insgesamt fördert. Dadurch wird der Entstehung von Ausgrenzungen und Diskriminierungen sowie Mobbing erfolgreich entgegengewirkt. HIV-positive Beschäftigte werden ermutigt, sich gegen Mobbing und die Vorstufen zu wehren sowie aufkommende Probleme anzusprechen. Indem sie der Belegschaft alle wichtigen Informationen zu HIV vermitteln, fördern sie bei allen Beschäftigten einen angst- und vorurteilsfreien Umgang mit Menschen mit HIV.
Arbeitgeber*innen haben viele Möglichkeiten, um positive Zeichen im Umgang mit Beschäftigten mit HIV zu setzen. So können sie sich zum Beispiel bei akuten gesundheitlichen Problemen demonstrativ vor HIV-positive Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stellen. Sie können auch noch einen Schritt weitergehen und einen diskriminierungsfreien Umgang mit Menschen mit HIV in den Unternehmensleitlinien für die gesamte Belegschaft verankern. Auch der Betriebsrat oder Menschen, die sich in der betrieblichen Gesundheitsfürsorge engagieren, können hier eingebunden werden. Sie können dieses Thema, gegebenenfalls auch durch entsprechende Schulungen, näher kommunizieren und