Ausgrenzung in weiß:

HIV im Gesundheitswesen
Menschen mit HIV brauchen Hilfe wie andere auch, wenn sie einen Unfall haben oder der Zahn pocht, sie sich den Arm brechen oder am Arbeitsplatz den Finger einklemmen. Sie haben ein Recht auf gute medizinische Versorgung und aufgeklärte Ärzt*innen. Aber: Jedem fünften Menschen mit HIV wurde laut einer Umfrage der Deutschen Aidshilfe schon einmal eine medizinische Behandlung verweigert.
Weitere Infos zum Thema und zum partizipativen Forschungsprojekt positive stimmen 2.0 findest du hier.
Bei der Kontaktstelle für HIV-Diskriminierung der Deutschen Aidshilfe findest du Informationen, Beratung und Unterstützung rund um HIV-bezogene Diskriminierung, zum Beispiel im Gesundheitswesen, als Kund*innen, bei der Arbeit, im Privatleben oder in anderen Bereichen.
Selbst unter Ärzt*innen ist das Wissen um HIV und Aids ungenügend. Sie verweigern oder verzögern Behandlungen aus irrationaler Angst vor Ansteckung, vor allem bei Sexarbeiter*innen, Menschen in Haft oder mit Menschen mit Migrationgeschichte.
Stigmatisierung im Gesundheitswesen ist lebensgefährlich: Etwa 30 Prozent der Menschen mit HIV, die in Deutschland an den Folgen von Aids versterben, sterben wegen einer viel zu spät diagnostizierten HIV-Infektion. Zum Beispiel, weil sie nicht ins Schema des „typischen“ HIV-Patienten passen und einen HIV-Test ablehnen oder gar nicht erst empfohlen bekommen. Die Folge: Seit Jahren bleibt die Zahl der „Spätdiagnostizierten“ auf gleich hohem Niveau.
Ebenso untragbar ist die Ausgrenzung von Mitarbeiter*innen mit HIV im Gesundheitswesen. Viele PPatient*innen haben – unbegründete – Ängste vor einem Kontakt mit HIV-positiven Ärzt*innen oder HIV-positivem Pflegepersonal. Nur offensive Aufklärung und eine unterstützende Haltung der Führungskräfte und aller Mitarbeiter*innen gegenüber den Kolleg*innen mit HIV kann daran etwas ändern.
- Menschen mit HIV und Aids dürfen im Gesundheitswesen weder als Mitarbeiter*innen noch als Patient*innen ausgegrenzt werden.
- HIV muss im Gesundheitswesen als eine normale, behandelbare Erkrankung erkannt werden.
- Stigmatisierung und Selbststigmatisierung müssen aufhören!
- Menschen mit HIV haben das Recht auf eigene Entscheidungen für oder gegen das, was Expert*innen vorschlagen. Sie haben ein Recht auf Selbstbestimmung und Irrtum.
- mehr Aus- und Fortbildung von Beschäftigten im Gesundheitswesen über Infektiologie, denn Aufklärung wirkt gegen irrationale Ängste
- eine verstärkte Auseinandersetzung mit Infektionsängsten und Selbststigmatisierung, denn nur wer sich selbst achtet, kann sich wehren
- mehr Selbstverständlichkeit im Umgang mit HIV-Positiven und Lebensentwürfen „jenseits der Norm“ im medizinischen Alltag, ob in der Arztpraxis, im Krankenhaus, beim Zahnarzt, im Rettungswagen ...
- mehr Aufmerksamkeit für die Bedürfnisse älter werdender Menschen mit HIV; auch Pflege muss HIV-sensibel sein
- zeitgemäße Leitlinien für den Umgang mit Infektionskrankheiten und Kontrolle der Umsetzung; ein Auftrag für die Dienst- und Fachaufsichten im Gesundheitswesen
- die Abschaffung der Sonderstellung von HIV und anderen chronischen Infektionskrankheiten im Versicherungsrecht
- die Berücksichtigung der HIV-Infektion als chronische Erkrankung im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz, damit Diskriminierungen sanktioniert werden können