Safer Sex 3.0: Denn Männer haben Sex mit Männern!
Zu Safer Sex gehört noch mehr als über Kondome Bescheid zu wissen. Es ist wichtig, beim Sex gut mit sich selbst umzugehen, die eigenen Bedürfnisse zu kennen und nur zu tun, was man auch wirklich möchte. Sonst fühlt man sich nicht wohl in seiner Haut – und kann dann oft auch nicht selbstbewusst für seinen Schutz sorgen. Neben dem Kondom gibt es heute weitere Safer-Sex-Methoden zum Schutz vor HIV, nämlich die PrEP und Schutz durch Therapie. Wähle die Methode, die am besten zu dir und deiner Situation passt.
Es ist wohl die bekannteste Safer-Sex-Methode und sie senkt das Risiko, sich mit anderen Geschlechtskrankheiten anzustecken. Ungeschützter Analsex ist die Hauptursache für HIV-Infektionen. Das Kondom bietet dir ebenso sicheren Schutz wie die PrEP oder Schutz durch Therapie. Wichtig dabei ist die richtige Anwendung:
- Benutze immer reichlich Gleitgel (wasserlöslich oder auf Silikonbasis). Fette und Öle wie Vaseline oder Massageöl beschädigen das Gummi und sind daher nicht geeignet.
- Erst das Gummi über den steifen Schwanz ziehen, dann das Gleitgel außen auf dem Kondom verteilen.
- Nimm für jede*n Sexpartner*in ein neues Kondom.
- Prüfe ab und zu, ob das Gummi noch richtig sitzt. Bei langem, heftigem Sex solltest du das Kondom wechseln.
- Nach dem Ficken den Schwanz rausziehen und dabei das Gummi festhalten.
Bei Kondomen solltest du Folgendes beachten:
Die Qualität: Das Kondom sollte ein CE-Zeichen haben.
Unbeschädigte Verpackung und Haltbarkeitsdatum.
Die richtige Aufbewahrung: Gummis vor Hitze (z. B. direkter Sonne) und Druck schützen (deshalb nicht längere Zeit im Portemonnaie oder in der Hosentasche aufbewahren).
Es ist bewiesen, dass unter einer wirksamen Therapie die Anzahl der Viren soweit reduziert wird, dass HIV selbst beim Sex ohne Kondom nicht übertragen werden kann.
Eine HIV-Therapie ermöglicht ein gutes und langes Leben. Wenn du HIV-positiv bist und regelmäßig deine HIV-Medikamente einnimmst, schützt eine wirksame Therapie darüber hinaus deine Sexpartner*innen vor einer Infektion. Wenn du HIV-negativ bist, schützt dich die HIV-Therapie deiner HIV-positiven Sexpartner*innen vor einer Übertragung des Virus. Weltweit ist kein einziger Fall bekannt, bei dem es unter diesen Bedingungen zu einer HIV-Übertragung kam.
Neben der notwendigen regelmäßigen Kontrolle der Viruslast, also der Anzahl der Viren im Blut, sind auch regelmäßige Checks auf andere Geschlechtskrankheiten sinnvoll. HIV-Medikamente schützen nämlich nicht vor Tripper, Syphilis, Chlamydien und Co. Heute wird empfohlen, möglichst früh mit der HIV-Therapie zu beginnen. Wer rechtzeitig mit der Behandlung beginnt, hat eine annähernd normale Lebenserwartung bei guter Lebensqualität.
Für viele positive Menschen und ihre Partner*innen eröffnet die Tatsache „nicht nachweisbar = nicht übertragbar“ (n=n) soziale, sexuelle und reproduktive Entscheidungen, die viele nie für möglich gehalten hätten. Das ist eine wichtige Chance, die Lebensrealität von Menschen mit HIV konkret zu verbessern, denn es bedeutet:
- HIV muss beim Sex keine Rolle mehr spielen
- Sex ohne Angst vor einer HIV-Übertragung zu leben
- Kinder ohne Inseminationsmethoden zu bekommen
- mit HIV lange zu leben
- Freiheit und Stärkung des Selbstbewusstseins
- ohne Angst und Scham mit HIV zu leben und so (Selbst-)Stigmatisierung abzubauen
- Menschen zum regelmäßigen HIV-Test und zum Beginn einer Therapie zu ermutigen
- Aids beenden zu können
Wenn du HIV-negativ bist, kannst du vorsorglich HIV-Medikamente einnehmen. So kannst du dich beim Analverkehr vor einer Ansteckung mit HIV schützen.
Eine PrEP ist neben der Benutzung von Kondomen und dem Schutz durch Therapie eine weitere Methode zum Schutz vor HIV. PrEP steht für Prä-Expositions-Prophylaxe, auf Deutsch: Vorsorge vor einem Risiko-Kontakt.
Die Methode ist wissenschaftlich überprüft und schützt Männer, die Sex mit Männern haben, ebenso gut vor HIV wie Kondome oder Schutz durch Therapie. Das gilt aber nur, wenn sie nach bestimmten Regeln angewendet wird.
Es gibt zwei Varianten zur Einnahme der PrEP. Manche nehmen die PrEP täglich über einen langen Zeitraum ein. Andere nehmen sie kurzzeitig, beispielsweise für eine Sexparty, ein Fickwochenende oder einen Urlaub. In beiden Fällen ist die korrekte Einnahme notwendig, damit die PrEP funktioniert. Außerdem gehören regelmäßige Checks zur PrEP dazu.
1. Variante: tägliche Einnahme
Bei einer dauerhaften PrEP über einen längeren Zeitraum nimmst du täglich eine Tablette ein. Du startest mit der Einnahme zwei Tage vor dem ersten Sex mit jeweils einer Tablette täglich. Nach dieser Zeit bist du vor HIV geschützt. Auch nach dieser „Aufladephase“ fährst du mit täglich einer Tablette fort. Wichtig: Wenn du mit der PrEP aufhören möchtest, musst du nach dem letzten Sex noch zwei Tage lang jeweils eine Tablette einnehmen. Dein Arzt oder deine Ärztin kann dir aber auch eine längere Ausschleichphase empfehlen.
2. Variante: Anlassbezogene Einnahme
Für Analsex ist nach den Europäischen und den Deutsch-Österreichischen Leitlinien der ärztlichen Fachgesellschaften auch die anlassbezogene PrEP möglich. Bei der anlassbezogenen PrEP, zum Beispiel für eine Sex-Party oder einen Urlaub, nimmst du zwei bis 24 Stunden vor dem Sex zwei PrEP-Tabletten ein. Die Einnahme nur zwei Stunden vorher gilt allerdings als sehr knapp, das Medikament muss vom Magen über das Blut in die Schleimhäute gelangen. Daher ist es sicherer, ein paar Stunden früher bzw. eher 24 Stunden vorher zu beginnen. Dann nimmst du an jedem Tag eine Tablette ein.
Wenn du mit der PrEP aufhören möchtest, musst du noch zwei Tage nach dem letzten Sex jeweils eine Tablette pro Tag einnehmen. Dein Arzt oder deine Ärztin kann dir aber auch eine längere Ausschleichphase empfehlen.
Beratung zur PrEP
Viele der Herzenslust-Projekte, Checkpoints, Aidshilfen und Gesundheitsämter bieten kompetente Beratung rund um die PrEP an. Falls du die PrEP-Checks in einer Aidshilfe, einem Checkpoint oder beim Gesundheitsamt durchführen lassen willst, erkundige dich vorab, welche Checks dort jeweils angeboten werden und was sie dort kosten.
PrEP und trans*
Wichtig für trans* Männer, die neben Analsex auch andere penetrative vaginale Sexpraktiken haben und die PrEP nehmen:
- Die Aufladephase dauert hier sieben Tage, je eine Tablette täglich.
- Danach weiter eine Tablette täglich.
- Nach dem letzten penetrativen Sex (vaginal) noch mindestens sieben bis maximal 28 Tage je eine Tablette täglich.
- Die genaue Dauer besprichst du mit den behandelnden Ärzt*innen.
Für Analsex ist nach den Europäischen und den Deutsch-Österreichischen Leitlinien der ärztlichen Fachgesellschaften auch die anlassbezogene PrEP möglich, nicht jedoch für andere penetrative vaginale Sexpraktiken.
Trans* und nicht-binäre Menschen verwenden zur Beschreibung ihrer Genitalien ganz unterschiedliche Begriffe. Im Kontext des Themas PrEP für trans* Männer haben wir uns hier für den Begriff vaginal entschieden. Uns ist bewusst, dass es vielfältige trans* und nicht-binäre Identitäeten gibt. In diesem Info-Bereich konzentrieren wir uns auf trans* Männer.
HIV
Um zu preppen musst du HIV-negativ sein. Denn bei einer vorliegenden HIV-Infektion reichen die PrEP-Tabletten nicht zur HIV-Behandlung aus und es können sich Resistenzen bilden. Vor Beginn einer PrEP, vier Wochen nach dem Start und dann alle drei Monate ist deshalb ein HIV-Test erforderlich.
Hepatitis B
Auch hier musst du abklären lassen, dass du nicht infiziert bist. Denn sollte eine Hepatitis B vorliegen und du setzt irgendwann die PrEP-Tabletten ab, kann sich die Hepatitis-B-Infektion verschlimmern. Übrigens: Gegen Hepatitis B (und auch Hepatitis A) kann man sich impfen lassen. Für schwule Männer bezahlt die Krankenkasse die Impfung.
Nierenwerte
Die PrEP kann die Leistung der Nieren verringern. Wie oft du deine Niere checken lässt, besprichst du am besten mit den behandelnden Ärzt*innen. Sind die Nierenwerte bedenklich, muss die PrEP abgesetzt werden. Die Niere erholt sich danach wieder. Wenn du bereits ein Nierenleiden hast, ist die PrEP nichts für dich.
Geschlechtskrankheiten
Empfohlen werden außerdem regelmäßige Tests auf Geschlechtskrankheiten, insbesondere Syphilis, Tripper und Chlamydien. Denn die PrEP schützt zwar zuverlässig vor einer HIV-Infektion, aber nicht vor anderen sexuell übertragbaren Infektionen. Zusätzlich zur PrEP kannst du auch ein Kondom verwenden, um dein Risiko einer Infektion mit einer Geschlechtskrankheit zu senken.
Kostenübernahme
Die PrEP zum Schutz vor HIV kann nur von Ärzt*innen verschrieben werden, die sich mit der Behandlung von HIV-Patient*innen und mit der PrEP auskennen. Die Kosten für die Medikamente und die nötigen Untersuchungen werden dann von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Die privaten Krankenkassen haben eigene Regelungen. Man kann sich die PrEP-Tabletten auch auf Privatrezept verschreiben lassen und sie dann selbst in der Apotheke kaufen. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten der PrEP für Menschen mit erhöhter Möglichkeit, sich mit HIV anzustecken. Darunter fallen zum Beispiel schwule Männer. Wenn man in der Vergangenheit oder zukünftig Sex ohne Kondom hatte oder haben wird, kann das eine Begründung für die PrEP sein.
