Sexuelle Bildung ist ein lebenslanger Prozess

Das Konzept "Sexuelle Bildung mit Herzenslust"
Seit 30 Jahren steht Herzenslust für Prävention, Information und Beratung zu HIV/Aids, Hepatitis und anderen sexuell übertragbaren Infektionen speziell für schwule, bisexuelle sowie trans* Männer, die Sex mit Männern haben (MSM). Wir sind in ganz NRW aktiv, dort, wo unsere Zielgruppen leben und lieben. Herzenslust fördert eine lustvolle, selbstbestimmte Sexualität und setzt sich für Vielfalt und Akzeptanz ein. Unsere Arbeit basiert auf einem ganzheitlichen Gesundheitsverständnis. Mit dem Konzept „Sexuelle Bildung mit Herzenslust“ erweitern wir diesen Ansatz. Es wurde gemeinsam mit Kollegen aus der Vor-Ort-Arbeit und der Landesgeschäftsstelle der Aidshilfe NRW unter Leitung von Udo Scheinpflug entwickelt – auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse, Praxiserfahrungen und der Lebenswelten von MSM.
Sexuelle Bildung ist für unsere Arbeit zentral, da MSM spezifische Herausforderungen erleben, etwa Homonegativität, veränderte HIV-Bedeutung, Chemsex, psychische Belastungen oder Online-Dating. Studien wie EMIS 2017 belegen diese Bedarfe. Wir verstehen Sexuelle Bildung als lebenslangen Prozess, der durch vielfältige Angebote begleitet wird – mit Fokus auf Persönlichkeitsentwicklung, Wissensvermittlung und Reflexion.
Das Konzept wird in verschiedenen Formaten umgesetzt: Online, in Workshops, Beratungen oder vor Ort – stets zielgruppengerecht, flexibel und bedarfsgerecht. Dabei wirken haupt- und ehrenamtliche Kräfte sowie externe Referent*innen mit.
Sexuelle Bildung ist in der Herzenslustarbeit kein Neuland, viele Orte arbeiten bereits daran. Dieses Konzept will neue Impulse geben: Weg von reiner Risikovermeidung hin zu einer ganzheitlichen Prävention, die selbstbestimmte Sexualität fördert und so letztlich auch Infektionsrisiken reduziert.
Im weiteren Verlauf werden theoretische Grundlagen, Ziele, Zielgruppen sowie praktische Umsetzungshilfen vorgestellt, um eigene Angebote konzipieren und realisieren zu können.
Was unter „Sexueller Bildung“ verstanden wird, lässt sich nicht einfach beantworten. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass es keine allgemeingültige Definition des Begriffs gibt. Allerdings beschäftigen sich einige Akteur*innen seit vielen Jahren mit der Begriffsbestimmung oder haben für ihre Organisation ein Selbstverständnis entwickelt. Die theoretische Grundlage unseres Konzeptes sind die Impulse von Dr. Karlheinz Valtl , der diese im Rahmen seiner Tätigkeit beim Institut für Sexualpädagogik (isp) entwickelte. Diese gelten als Konsens in der Sexualpädagogik und prägen u.a. das Selbstverständnis der Pro Familia , die sich als Organisation seit einiger Zeit mit der praktischen Umsetzung beschäftigt.
Karlheinz Valtl verweist in seinem Verständnis von Sexueller Bildung darauf, dass sich aus der Sexualaufklärung der 1960er/1970er Jahre die Sexualpädagogik der 1980er/1990er Jahre entwickelte, die wiederrum zum Begriff Sexuelle Bildung führte. Dieser wird nun seit Anfang der 2000er Jahre genutzt. Hierbei geht es ihm nicht um eine Ablösung der älteren Begriffe, vielmehr sind diese weiterhin Bestandteil von Sexueller Bildung, gehen darin auf und bilden dessen Basis. Dabei benennt Valtl fünf zentrale Kennzeichen Sexueller Bildung:
- Sexuelle Bildung ist selbstbestimmt.
- Sexuelle Bildung hat einen Wert an sich.
- Sexuelle Bildung ist konkret und brauchbar.
- Sexuelle Bildung spricht den ganzen Menschen an.
- Sexuelle Bildung ist politisch.
Das Neue an der Sexuellen Bildung ist, dass sie alle Lebensalter umfasst und Sexualität ganzheitlich anspricht. Dabei setzt das Bildungsverständnis verstärkt auf die Wechselseitigkeit. Sie betrachtet also die sich bildenden Subjekte als aktiv beteiligte Partner*innen und grenzt sich damit von einer einseitigen Aufklärung oder Erziehung ab. Für die Zielgruppe MSM bedeutet dies beispielsweise, dass ihre Sexualität nicht nur unter den Aspekten von „Gefahr“ und „Risiko“ angesehen wird, sondern ebenfalls die weiteren Facetten berücksichtigt und ein Umfeld erzeugt, das ein wechselseitiges Lernen ermöglicht.
Pro Familia überträgt dies in die Praxis, indem sie „im Gegensatz zu repressiver Sexualpädagogik – sexualfreundlich ist und die selbstbestimmte Sexualität des Menschen fördert. Unterschiedlichkeit wird nicht ausgeblendet, sondern wahrgenommen und geachtet.“ Dabei werden unterschiedliche Normen- und Wertesysteme im Sinne einer pluralistischen Gesellschaft einbezogen. In diesem Verständnis dürfen und sollen die Menschen in einem gewissen Rahmen selbst entscheiden, wie sie ihre Sexualität auf individuelle Weise ausleben. Hieraus kann für unsere Zielgruppe abgeleitet werden, dass unterschiedliche Beziehungsmodelle, Safer Sex-Strategien oder Sexpraktiken und – im Vergleich zur Mehrheitsgesellschaft – die Akzeptanz vielfältigerer Normen und Werte zwar Konflikte auslösen können, aber kein Nachteil sein müssen, sondern als positive Ressource betrachtet werden können.
Die Zielgruppe von „Sexuelle Bildung mit Herzenslust“ umfasst Menschen, die sich als männlich definieren, in spezifischen sozialen Räumen und sexuellen Netzwerken unterwegs sind und dort auch sexuell aktiv sind. Personen, die nicht dieser Definition entsprechen, wurden in die Überlegungen zu diesem Konzept nicht einbezogen.
„Sexuelle Bildung mit Herzenslust“ hat zum Ziel, selbstbestimmte Entscheidungen und sexuelle Selbstwirksamkeit zu fördern, die Resilienz, sexuelle Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden der Zielgruppe zu stärken. Außerdem soll es MSM im Umgang mit psychosozialen Herausforderungen, wie gesellschaftlicher Stigmatisierung und psychischen Belastungen, unterstützen und ihnen helfen, innere Ressourcen und kommunikative Kompetenzen aufzubauen.
Ein Angebot entsteht: Von der Idee zur Umsetzung
Ein sexuelles Bildungsangebot zu planen und umzusetzen kann anfangs überfordernd wirken. Oft gibt es erste Ideen, aber unklare nächste Schritte: Was will ich erreichen? Wo setze ich Schwerpunkte? Welche Rahmenbedingungen gelten? Brauche ich Unterstützung? Solche Fragen sind normal – und wichtig. Denn ein gutes Angebot entsteht nicht zufällig, sondern durch durchdachte Planung. Um Ziele wirksam und mit den vorhandenen Mitteln zu erreichen, hilft ein systematisches Vorgehen.
Der folgende Leitfaden unterstützt dabei, Gedanken zu ordnen, Zielgruppen und Ziele zu klären und konkrete Angebote zu entwickeln. Beispiele aus der Praxis zeigen, wie dieser Prozess in der Realität aussehen kann.
► Problem
Was habe ich beobachtet? Welche Phänomene sind mir in der Praxis begegnet? Welche Themen sind in der Community präsent? (Problembeschreibung)
► Zielgruppe
Auf wen trifft diese Beobachtung zu? Ist die Beobachtung ein Thema für alle Personen dieser Gruppe oder nur für einen Teil (z. B. jüngere oder ältere)? (Zielgruppe festlegen)
► Ziele
Was möchte ich erreichen? Wie möchte ich dem Phänomen begegnen? Welche Impulse möchte ich setzen? (Ziele definieren)
► Methode
Wie kann ich meine Ziele erreichen? Welche Mittel und Herangehensweisen sind geeigent und umsetzbar? (Methodenwahl)
► Setting und Ansprache
Wo und Wie erreiche ich meine Zielgruppe? Wie kann ich meine Zielgruppe auf das Angebot aufmerksam machen? Welche Sprache ist passend? Wie schaffe ich es, dass die Hürden zur Teilnahme möglicht klein sind?
► Umsetzung
Wer setzt das Angebot um? Welche Personen sind dafür geeigent und welche Kompetenzen sind notwendig? (Hauptamt, Ehrenamt, Externe)
► Ressourcen
Was brauche ich an Finanzen, Personal, Räume und Materialien, damit ich das Angebot umsetzen kann? Wer kann mich dabei aus dem Netzwerk / der Community unterstützen?
Was habe ich beobachtet?
In der schwulen Community habe ich einen hohen Druck, bestimmte Körperideale zu erfüllen, festgestellt. In Gesprächen und Beratungen habe ich gemerkt, dass dies das Selbstwertgefühl und die Selbstwahrnehmung zum Teil stark beeinträchtigen. Der Druck wird dabei durch soziale Medien und Dating-Plattformen verstärkt. Aus Studien und Fachliteratur ist bekannt, dass dies zu Stress und einer verstärkten psychischen Belastung führen kann.
Auf wen trifft das zu?
Die Beobachtung habe ich bei MSM verschiedener Altersgruppen festgestellt. Verstärkt jedoch bei Personen, die vermehrt soziale Medien und Online-Dating nutzen.
Was möchte ich erreichen?
Mit einem Angebot möchte ich das Selbstwertgefühl stärken sowie ein positives Selbst- und Körperbild fördern. Das soll zu einem entspannteren Umgang mit verschiedenen Körpernormen und damit zur psychischen Entlastung beitragen.
Wie kann ich meine Ziele erreichen?
Mithilfe eines Workshops kann ich die gestellten Ziele erreichen. Ein Workshop kann dabei eine Selbst- und Gruppenreflexion ermöglichen. Auch eröffnet diese Form in Austausch über Erfahrungen mit Körperbildern, -normen und den Umgang damit zu kommen. Elemente des Workshops, die dies fördern, sind u.a. angeleitete Übungen zur Selbstwahrnehmung, Achtsamkeit und Kommunikation.
Wo und wie erreiche ich die Personen?
Die Zielgruppe kann ich mit einer Ankündigung über soziale Medien und in digitalen Gruppen erreichen. Ergänzend hierzu können Flyer in queeren Bars ausgelegt werden. Zudem sollten durch gezielte persönliche Ansprachen, z. B. bei Vor-Ort-Aktionen oder bei Beratungsstellen und -gesprächen, potenzielle Teilnehmende auf den Workshop aufmerksam gemacht werden.
Wer setzt es um?
Für die Umsetzung brauche ich eine Fachkraft mit Erfahrung in der Sexuellen Bildung und Körperarbeit. Alternativ könnten dies auch Ehrenamtliche aus der Community sein, die Erfahrungen bei der Umsetzung eines solchen Workshops haben und diesen inhaltlich-fachlich füllen können. Beim Finden einer geeigneten Person helfen mir z. B. Kampagnen wie Herzenslust oder IWWIT weiter.
Was brauche ich zur Umsetzung?
Für die Umsetzung brauche ich einen geschützten Raum, der einen offenen Austausch ermöglicht. Diesen habe ich bei mir in der Beratungsstelle oder im queeren Zentrum nebenan. Außerdem brauche ich Materialien, um den Workshop umzusetzen (z. B. ein Flipchart) sowie ein Budget für Getränke, Snacks und Personal für die Organisation und Durchführung.
Was habe ich beobachtet?
In Gesprächen in der Community und in Beratungen wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass Austauschmöglichkeiten, auch zu Wissen und Unterstützung rund um die sexuelle Gesundheit, im ländlichen Raum fehlen. Das Fehlen von Zugängen zu einer Community oder zu spezifischen Angeboten und Prävention im ländlichen Raum sind ebenfalls in Fach- und Arbeitskreisen präsent und werden dort breit diskutiert.
Auf wen trifft das zu?
Diese Beobachtung trifft auf MSM verschiedener Altersgruppen ländlicher Regionen zu, die aufgrund ihrer geografischen Lage lange Fahrtwege und wenig Zugang zu großstädtischen schwulen Szenen, Beratungsstellen oder sexuellen Bildungsangeboten haben.
Was möchte ich erreichen?
Mit einem Angebot möchte ich MSM im ländlichen Raum einen Zugang zu Informationen über sexuelle Gesundheit und Prävention ermöglichen. Außerdem ist das Ziel Austausch zu Sexualität und Themen der sexuellen Gesundheit und dadurch Vernetzung zu schaffen.
Wie kann ich meine Ziele erreichen?
Die genannten Ziele kann ich z. B. über regelmäßige Online-Gruppentreffen, in Form von offenen Gesprächsrunden, oder individuellen Beratungsterminen erreichen. Zusätzlich könnten moderierte, geschlossene Gruppen in sozialen Medien (z. B. Telegram) als Austausch- und Vernetzungsplattform dienen.
Wo und wie erreiche ich die Personen?
Die Zielgruppe kann ich online über Werbung auf sozialen Medien und in Dating-Apps erreichen. Hierfür sollte ich darauf achten, dass Medien bespielt werden, die MSM auch im ländlichen Raum nutzen bzw. durch den Algorithmus der Medien vor allem MSM im ländlichen Raum angezeigt werden. Weitere Optionen wären auffällige Inserate oder Flyer in den lokalen Gesundheitszentren und Arztpraxen.
Wer setzt es um?
Für das Angebot brauche ich eine Person mit entsprechender Beratungserfahrung und -qualifikation oder eine Fachkraft aus der Sexuellen Bildung / Sexualpädagogik. Diese Person sollte die Online-Treffen moderieren und digitale Einzelberatungen anbieten. Für die Moderation in Chatgruppen und als Ansprechperson in den sozialen Medien könnte ich auch Ehrenamtliche aus der Community, mit entsprechender inhaltlich-fachlicher Erfahrung akquirieren. Beim Finden von geeigneten Personen helfen z. B. Kampagnen wie Herzenslust oder IWWIT weiter.
Was brauche ich zur Umsetzung?
Für die Umsetzung brauche ich eine sichere digitale Plattform für vertrauliche Gespräche, Personal für die Moderation und Beratung, ein Budget für Werbung, technische Möglichkeiten (z. B. Internetverbindung, PC, Smartphone) und ggf. Fortbildungen für die Beratung, Moderation und Gesprächsführung in digitalen Räumen.
Sexuelle Bildung in Aktion: Praxisbeispiele
Angebote Sexueller Bildung können vielfältige Themen aus der Lebenswelt von MSM aufgreifen, etwa Cruising, Substanzkonsum, psychische Gesundheit, Körperbilder oder gesellschaftliche Normen. Ebenso vielfältig sind die methodischen Umsetzungen.
Workshops haben sich bewährt: In Gruppen oder Kleingruppen lassen sich Wissen, Reflexion und Körperübungen methodenreich vermitteln. Aber auch außerhalb von Workshops, z. B. in Austauschgruppen, Vor-Ort-Aktionen oder über Social Media, kann Sexuelle Bildung niedrigschwellig integriert werden. Überall dort, wo Sexualität Thema ist, bietet sich Raum für Bildungsarbeit.
Nach den strategischen Überlegungen im vorherigen Abschnitt folgen nun konkrete Praxisbeispiele: eine Methode für die Vor-Ort-Arbeit und zwei Workshopformate. Sie zeigen, wie sich bewährte Bausteine flexibel einsetzen lassen. Die Beispiele sind erprobt oder in Planung und sollen zur Inspiration dienen.
In der Methode „Der perfekte Analverkehr!“ sollen die Teilnehmenden aus sechs Gegenständen drei auswählen. Dabei sollen sie in Verhandlung darüber kommen, welche Gegenstände Teil des perfekten Analverkehrs sind. Aus den folgenden Objekten kann gewählt werden:
- Fläschchen Poppers
- Gleitgel
- Kondom
- PrEP / Pille
- Taschentuch
- Butt-Plug
Wichtig ist, dass drei Gegenstände ausgewählt und drei zur Seite gelegt werden müssen. Wofür die einzelnen Gegenstände jeweils stehen und was damit assoziiert wird, ist für die Übung irrelevant. Um den Einstieg zu erleichtern, kann dies jedoch im Vorfeld geklärt werden. Im Anschluss des Auswahlprozesses können folgende Fragen in einer Reflexionsrunde geklärt werden:
- In Bezug auf die Übung
Wie gestaltete sich der Auswahlprozess? Welche Kompromisse wurden in der Übung eingegangen und warum? Konnten sich Personen durchsetzen? Fiel es leicht oder schwer zu verhandeln und woran könnte das gelegen haben? - Von der Übung losgelöst
Was ist wichtig beim (Anal-) Sex? Welche Kompromisse gehe ich ein? Was ist für mich essenziell und nicht verhandelbar (z. B. Werte, Handlungen, Praktiken)? Wie gelingt es mir, dass meine Bedürfnisse Beachtung finden? Wie kann Konsens gelingen?
Ziele der Methoden
- Raum zum Sprechen über Sexualität und sexuelle Bedürfnisse ermöglichen.
- Fördern der Sprachfähigkeit in Bezug auf die eigene Sexualität, sexuelle Bedürfnisse bzw. Vorlieben.
- Abbau von Tabus und die Stärkung der sexuellen Identität.
- Verhandlungssicherheit erzeugen durch Simulation und Üben von Verhandlungssituationen und dem Erschließen neuer Handlungsoptionen.
- Fördern von Verhandlungskompetenzen und Konsensfähigkeit
Variation der Methode
Diese Übung kann auch außerhalb eines Workshop-Setting durchgeführt werden. So beispielsweise als personalkommunikative Methode innerhalb der Vor-Ort-Arbeit (z.B. bei einem Saunaeinsatz). Dabei erleichtert sie die Möglichkeit über Sex und Safer Sex zu sprechen. Ziel der Methode sollte dennoch sein die Verhandlungs- und Sprachkompetenzen zu stärken und nicht nur dazu dienen Präventionsbotschaften zu platzieren.
Hinweis aus der Praxis
Erfahrungsgemäß wird die Übung dann spannend und regt zum Austausch und zur Reflexion an, wenn die Teilnehmenden von dem wegkommen, was wir innerhalb unseres Präventionsauftrages vermeintlich von ihnen erwarten.
Herzenslust plant bei einer Szene-Party einen Stand zu haben. Hierbei sollen ehrenamtliche Mitarbeitende unter fachlicher Anleitung mit den Gästen der Party ins Gespräch kommen. Spielaktionen und personalkommunikative Methoden sollen die Kontaktaufnahme unterstützen. Der Stand soll in einer ruhigen und dennoch gut sichtbaren Ecke im Foyer platziert werden. Dabei soll so viel Platz vorhanden sein, dass problemlos mehrere Personen am Stand sein können. Zielgruppe sind schwule und andere Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), die neben der Party auch Interesse am Austausch und an Informationen haben. Die Ansprache des Standes ist klar an der Zielgruppe und dem Thema der Szene-Party orientiert.
Ziele des Stands
- Wissensvermittlung zur Prävention von HIV und anderen STI. Weitergabe aktueller Informationen.
- Förderung der Reflexion zu Sicherheitsbedürfnissen und des eigenen Risikomanagements.
- Enttabuisierung, Förderung der Sprachfähigkeit zu Sexualität und des
Austauschs. - Stärkung eines Communitygefühls und der Zugehörigkeit.
Schwerpunkte des Stands
- Wissenserweiterung
Niedrigschwellige Vermittlung von fundiertem Wissen zu Aspekten sexueller Gesundheit sowie Handlungs- und Präventionsstrategien, dadurch Handlungssicherheit; Verweis zu Beratungs- und Testmöglichkeiten - Kontakt- und Austauschstelle
Platzieren und Gesprächsbereitschaft von spezifischen Themen (z. B. Darmspülungen, Fisting, Fetische, sexualisierter Substanzkonsum); Vermittlung zu Anlaufstellen für MSM; Möglichkeiten des Austauschs zu den Themen Sexualität, sexuelle Gesundheit, sexuelle Identität, Szene- und Community. - Stärkung der Community
Präsenz in der Community; Empowerment; Selbstverständlichkeit schwuler Sexualität im (halb-)öffentlichen Raum; sexpositive und lustbetonende Ansprache.
Methodische Umsetzung
- Themen- und zielgruppenspezifische Plakate und Materialien:
Sichtbares Platzieren von sexpositiven und bestärkenden Aussagen, Materialien, die mit Sex und sexueller Gesundheit assoziiert sind; Präventionsbotschaften. - Gespräche
Peer-to-Peer zwischen Ehrenamtlichen und Gästen; Gespräche unter den Gästen zu Materialien / Plakate am Stand; gezieltes Nachfragen zu bestimmten Themen und zielgruppenspezifischen Diskursen; kurze Beratungsgespräche entlang der Bedürfnisse. - Personalkommunikative Methoden und Spielaktionen
Quiz, Methode „Der perfekte Analverkehr!“, auffällige Kleidung
Materialien:
- Informationsmaterialien: Flyer, Broschüren, Anlaufstellen
- Präventionsmaterialien: Kondome, Gleitgel, Cruising Packs
- Giveaways: Herzenslust-Gummibärchen, Fächer
Nachbereitung und Evaluation:
- Befragung der Gäste im Gespräch vor Ort und im Anschluss über Social-Media
- Interne Evaluation der verwendeten Materialien, Spielaktionen und Plakate zur kontinuierlichen Verbesserung
Herzenslust führte einen Workshop zum Thema Cruising – Privat oder lieber public? durch. Der Bedarf über das Thema in Austausch zu kommen, wurde durch vermehrte Fragen zu Cruising und wahrgenommenen Vorurteilen gegenüber Sex an (halb-)öffentlichen Orten festgestellt. Als Ort für den Workshop wurde die Pluto Sauna in Essen ausgewählt. Hierfür wurde ein separater Raum zur Verfügung gestellt, in dem der Workshop ungestört von einem erfahrenen Sexualpädagogen durchgeführt werden konnte. Der Workshop richtete sich an schwule und andere Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), egal ob mit oder ohne Cruising-Erfahrung sowie an Personen, die sich in ihrer sexuellen Identität stärken und mehr über sexuelle Gesundheit und Prävention erfahren möchten.
Ziele des Workshops
- Cruising als Thema für interessierte MSM zugänglich machen, die damit bisher keine/kaum Berührungspunkte hatten.
- Vorurteile gegenüber Menschen, die cruisen gehen, abbauen.
- Interesse wecken und Mut fördern sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
- Klärung von Fragen wie: Was wird an diesen Orten gesucht und gefunden? Geht es „nur“ um schnellen Sex? Reizt die Anonymität und steigert sie die Lust? Ist der Sex anders?
- Diskussion und Austausch über Lust und Frust der (halb)öffentlichen Sexualität an Sex- und Cruising-Orten.
- Information und Sensibilisierung über wichtige Aspekte der sexuellen Gesundheit, Prävention von sexuell übertragbaren Infektionen sowie die Förderung eines positiven Selbstbildes.
Planung des Workshops
- Termin und Ort finden: Der Workshop findet am XXX in der Pluto-Sauna Essen statt.
- Dauer festlegen: Der Workshop soll ca. 3 Stunden dauern.
- Teilnehmende: max. 15 Teilnehmende, um eine intensive und interaktive Atmosphäre zu gewährleisten.
Schwerpunkte des Workshops:
- Selbstbewusstsein und Identität:
Stärkung des Selbstbewusstseins und der Selbstakzeptanz im Umgang mit Sexualität in der (Halb-)Öffentlichkeit; Förderung eines positiven Selbstbildes. - Netzwerkbildung und Austausch:
Erfahrungsaustausch in Kleingruppen; Diskussion über mögliche Herausforderungen und Lösungsansätze.
Methodische Umsetzung
- Einstieg und Input
Was sind Cruising-Orte, welche Unterschiede gibt es? - Interaktive Gruppenarbeit
Anonymes Sammeln von Gedanken/Vorurteilen auf Karten, die an einer Pinnwand gesammelt werden; Gruppendiskussionen: Austausch von Erfahrungen und Diskussion über Herausforderungen in Kleingruppen. - Abschluss und Feedback
Reflexion und Feedback zu Inhalten und Methoden des Workshops.
Materialien
- Präsentations-/Moderationsmaterialien: Pinnwand, Karten, Stifte etc.
- Informationsmaterialien: Flyer, Broschüren, Anlaufstellen etc.
- Präventionsmaterialien: Kondome (verschiedene Größen), Gleitgel
Nachbereitung und Evaluation:
- Möglichkeit zur individuellen Nachbesprechung oder Beratung direkt im Anschluss des Workshops
- Befragung der Teilnehmenden zur Bewertung der Inhalte und Methoden zur kontinuierlichen Verbesserung (ggf. anonym, zusätzlich zur Feedbackrunde)
Herzenslust plant einen Workshop zu Themen der sexuellen Gesundheit. Der Bedarf nach diesem Angebot ergab sich durch vermehrte Anfragen und einem erhöhten Beratungsaufkommen zu diesem Themengebiet. Der Workshop soll in der Aidshilfe XXX stattfinden. Hier gibt es die Möglichkeit in einer ungestörten und vertrauensvollen Umgebung verschiedene Themen zu besprechen. Zielgruppe sind schwule und andere Männer, die Sex mit Männern haben (MSM). Der Workshop richtet sich dabei an Personen, die sich in ihrer sexuellen Identität stärken, mehr über verschiedene Aspekte sexueller Gesundheit erfahren möchten und Fragen zu Themen Safer Sex, HIV/Aids oder STI haben.
Ziele des Workshops
- Wissensvermittlung zur Prävention von HIV und anderen STI. Weitergabe aktueller Informationen.
- Förderung der Reflexion und des Austauschs zu Sicherheitsbedürfnissen und des eigenen Risikomanagements.
- Förderung eines positiven Selbstbildes und Selbstbewusstseins in Bezug auf die eigene sexuelle Identität.
- Schaffung eines sicheren Raumes für den Austausch von Erfahrungen und die Bildung von sozialen Netzwerken.
Planung des Workshops
- Termin und Ort finden: Der Workshop findet am XXX in der Aidshilfe XXX statt.
- Dauer festlegen: Der Workshop soll ca. XXX Stunden dauern.
- Teilnehmende: max. XXX Teilnehmende, um eine intensive und interaktive Atmosphäre zu gewährleisten.
Schwerpunkte des Workshops
- Wissenserweiterung
Vermittlung von fundiertem Wissen und Präventionsstrategien, dadurch Handlungssicherheit; Verweis zu Beratungs- und Testmöglichkeiten. - Selbstbewusstsein und Identität
Stärkung des Selbstbewusstseins und der Selbstakzeptanz; Förderung der Resilienz; Stärkung eines positiven Selbstbildes; Umgang mit Diskriminierung und Stigmatisierung. - Netzwerkbildung und Austausch
Erfahrungsaustausch in Kleingruppen; Diskussion über Herausforderungen und Lösungsansätze; Vernetzung und Aufbau von Support-Gruppen
Methodische Umsetzung
- Einstieg und Input
Grundlagen zu: Was ist sexuelle Gesundheit? HIV/Aids und STI, Übertragungswege, Schutzstrategien, Testmöglichkeiten; Zusammenhänge zwischen sexueller Gesundheit, sexueller Zufriedenheit / sexuellem Wohlbefinden und sexueller Identität; Raum für Rückfragen. - Interaktive Gruppenarbeit
Kleingruppenarbeit: Austausch von Erfahrungen und Diskussion über Herausforderungen; praktische Übungen und Rollenspiele - Abschluss und Feedback
Reflexion und Feedback zu Inhalten und Methoden des Workshops.
Materialien:
- Präsentations-/Moderationsmaterialien: Pinnwand, Karten, Stifte, ggf. Technik (Laptop, Beamer), Anschauungsmaterialien (z. B. PrEP, Kondome) etc.
- Informationsmaterialien: Flyer, Broschüren, Anlaufstellen etc.
- Präventionsmaterialien: Kondome (verschiedene Größen), Gleitgel
Nachbereitung und Evaluation:
- Möglichkeit zur individuellen Nachbesprechung oder Beratung direkt im Anschluss des Workshops
- Befragung der Teilnehmenden zur Bewertung der Inhalte und Methoden zur kontinuierlichen Verbesserung (ggf. anonym, zusätzlich zur Feedbackrunde)
Zusammengefasst: Fazit und Ausblick
Ein Konzept dient der inhaltlichen Weiterentwicklung von Organisationen und Projekten, nicht als Abschluss, sondern als Startpunkt eines fortlaufenden Prozesses, der in der Praxis weitergeführt wird. „Sexuelle Bildung mit Herzenslust“ wurde gemeinsam von Fachkräften aus verschiedenen Bereichen entwickelt. Ziel war es, sexuelle Bildung im MSM-Kontext zu verankern und praxisnahe Herangehensweisen aufzuzeigen.
Das Konzept soll Fachkräften den Einstieg erleichtern, Ideen liefern und zur Reflexion anregen, ohne fertige Angebote vorzugeben. Es knüpft an die Expertise vor Ort an und bietet Orientierung, um eigene Formate zu entwickeln. Dabei steht nicht die Prävention im Vordergrund, sondern die Förderung sexueller Selbstbestimmung.
Eine Übersicht fasst die Kerninhalte des Konzepts anhand von W-Fragen zusammen. Bei Fragen steht das Herzenslust-Team gern zur Verfügung.
Träger: beispielsweise die lokale Aidshilfe.
Ausgangslage: spezifische Lebenswelten von MSM (Homonegativität, HIV/Aids und dessen Bedeutungswandel, Konsum psychoaktiver Substanzen und Chemsex, sexuelle Unzufriedenheit, psychische Belastungen, Online-Dating, Sexualverhalten)
Zielgruppe: MSM = männlich definiert, in spezifischen Räumen unterwegs, sexuell (in sexuellen Netzwerken) aktiv.
Ziele: Förderung selbstbestimmter Entscheidungen und sexueller Selbstwirksamkeit, Resilienz, sexuelle Gesundheit und Wohlbefinden, Umgang mit psychosozialen Einflüssen und Herausforderung (Entstigmatisierung, Aufbau von Ressourcen, stärken kommunikativer Kompetenzen).
Angebot der Sexuellen Bildung: „Der lebenslange Prozess der Selbstaneignung von Wissen und Kompetenzen durch jeden Menschen im sexuellen Bereich“, der durch Bildungsangebote begleitet werden kann. Auf kognitiver Ebene (z. B. durch Vorträge), durch körperliches Erfahren, dem Reflektieren und Hinterfragen von Glaubenssätzen, als ein Aspekt des Persönlichkeitslernens.
In verschiedenen Settings: Online, Workshops, (Test-) Beratung, Vor-Ort-Arbeit
Spezifische Ansprache:Welche Person wollen wir im jeweiligen Setting erreichen? Wie können die Personen angesprochen und motiviert werden?
Methodische Umsetzung: vielfältig und in Abhängigkeit von Teilnehmenden, Setting, Inhal
Ort: in den Räumen der lokalen Aidshilfen, in Szeneeinrichtungen, auf Online-Plattformen.
Personal: Hauptamtliche & ehrenamtliche Mitarbeitende, externe Referent*innen, Aidshilfe NRW (online), Herzenslust-Team.
Finanzierung und Sachmittel: finanzielle Mittel der lokalen Aidshilfen, Beantragung von Mitteln, Unterstützung von Herzenslust.